Anruf eines Freundes. Schwere Krebserkrankung. Tiefgreifende Operation. Leben geht weiter, muss irgendwie weitergehen. Langes Gespräch über zig einzelne Punkte. Und dann am Schluss seine Frage: „Was würdest du tun?“ Ja was?
Wenn ich so auf die Fülle der Probleme schaue, die nach einer bedrohlichen Katastrophe vor einem liegen, ist eine Antwort auf solche Fragen gleichermaßen schwer und wichtig, sehr wichtig. Unmöglich gilt nicht. „Gib auf dich acht!“ Ja. Das habe ich mittlerweile schon öfter empfohlen. Viel Glück – na ja. Alles Gute – ebenso na ja. Aber auf sich achtgeben, fordert einen selber. Da kann man nicht nur etwas tun, da muss man etwas tun. Aktiv sein Leben in die Hand nehmen. Jetzt gerade.
Achtsamkeit? JA!
Achtsamkeit (engl. mindfulness) kann als Form der Aufmerksamkeit im Zusammenhang mit einem besonderen Wahrnehmungs- und Bewusstseinszustand verstanden werden, als spezielle Persönlichkeitseigenschaft sowie als Methode zur Verminderung von Leiden (im weitesten Sinne) (aus: Wikipedia). Dabei kommt es jetzt nicht nur darauf an, dass andere auf dich achten, sondern in allererster Linie, dass du auf sich selbst achtest. ‚Selbstfürsorge‘ statt ‚Fürsorge‘. Gerade in schwierigen Lagen kommt es vor, dass Erwartungen, Forderungen, Ratschläge auf dich zukommen oder gar niederprasseln, die dir, bereits vorhersehbar oder dann spätestens bei der Realisierung, alles andere als gut tun. Und aus einem ’nicht gut tun‘ wird jetzt sehr schnell ein ‚belasten‘, ‚beanspruchen‘, ’schaden‘. Du hast die Freiheit. Und nimm dabei auch Anregungen, Hinweise oder gar Warnungen von Dritten ernst, denen du vertrauen kannst.
Egoismus? NEIN!
Egoismus (ego kommt aus dem Griechisch / Lateinischen = ich). Der Begriff steht für „Eigeninteresse“ oder „Eigennützigkeit“ und wird auch als „Ich-Bezogenheit“ oder „Ich-Sucht“ bezeichnet. Ein Egoist zeigt Handlungsweisen, bei denen einzig er die Handlungsmaxime bestimmt. Seine Handlungen haben dabei den eigenen Vorteil zum Zweck. Heute wird „Egoismus“ meistens abwertend als Synonym für rücksichtsloses Verhalten verwendet und als negativ bewertet. Wenn du aber die Belange anderer respektierst und dein Handeln einen gerechtfertigten inneren Nutzen für dich hat, bist du nicht Egoist. “Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ ist ein gern zitierter Spruch aus der Bibel. Er zeigt aber deutlich die Notwendigkeit der Balance auf. Denn ohne gesunde Selbstliebe gibt es keine gesunde Nächstenliebe. Aber natürlich müssen wir gerade in unserer schwierigen Lebenssituation, in der wir häufig auf Dritte angewiesen sind, die realen Situationen und daraus resultierenden Auswirkungen unserer Entscheidungen und Handlungen abwägen: Wir tun uns Gutes und schaden dabei keinem anderen. Bekommen durch unser Handeln andere Menschen unmittelbar oder mittelbar belastende Auswirkungen zu spüren? Sollten wir unser Handeln fairerweise mit den absehbar davon Betroffenen abstimmen? Können wir aber vielleicht unsere Bedürfnisse auch einfach mal zurückstellen? Immer wieder ein Prüfung wert. Und daran denken: Freiheit bedeutet nicht, dass man tun kann, was man will. Freiheit bedeutet, dass man nicht tun muss, was man gar nicht will!